Ab in den Wald!

Ungefähre Lesezeit: 5 Minuten

Ab in den Wald!

Gerade musste es einfach sein. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, der Drang nach draußen war einfach unersättlich. Einige Momente an der frischen Luft, wenige Schritte durch den Wald – und die Welt sieht sofort ganz anders aus.

Es ist schön, auf dem Dorf zu sein!

Der Wald ist unsere wohl größte Attraktion in Ewersbach. Vor wenigen Tagen erst unterhielten wir uns mit einer größeren Gruppe und stellten fest, dass die meisten von uns ein Hobby verbindet: Im Wald zu sein. Es tut gut, die Gedanken fernab des Alltags schweifen zu lassen – und Ruhe zu finden.

Der Duft von Frühling, die ersten Blüten an den Bäumen, die bezaubernde Ruhe sind aktuell nur wenige der großen Geschenke direkt vor der Haustür. Dies ist ein Grund, warum ich es liebe, hier zu sein. Nach wenigen Schritten bin ich schon auf einer meiner Lieblingsstrecken. Eigentlich müsste ich tagtäglich raus, das schaffe ich aber nicht. Jedes Mal, wenn ich es dann gepackt habe, kann ich vor Freude aber kaum noch aufhören zu lächeln.

Komfortzone verlassen!

Ok, ich will ehrlich sein. Ein wenig Motivation von Außen ist oft hilfreich. Es kann noch so schön draußen sein, das Sofa lädt trotzdem manchmal mehr zum verweilen ein. Wahrscheinlich ist das ein Prinzip, das fest im Menschen verankert ist: In der Komfortzone bleiben, mit möglichst wenig Anstrengung viel genießen können. In den Wald zu laufen ist oft eine Aktivität außerhalb der Komfortzone.

Bei mir sieht es konkret so aus, dass ich erstmal einen ordentlichen Hügel bewältigen muss, die Hall. Für echte Ewersbacher ist das zwar nur ein lockerer Anstieg, für jemanden mit Hamburger Wurzeln sprechen wir aber von einem ordentlichen Berg.

Heute war es gut, dass eines meiner Hobbys mich in den Wald trieb. Es war ein kurzer Moment der Überlegung. Sitzen bleiben und Kaffee trinken? Was anderes machen? Eventuell eine der vielen Aufgaben erledigen, die erledigt werden müssten? Oder raus laufen und sich dem Unbekannten stellen?

Im Wald bist du du selbst!

Das hört sich nun vielleicht unglaublich anstrengend und schwierig an. Das ist es aber gar nicht. Eigentlich spreche ich von dem winzigen Moment der Entscheidung. Mache ich dieses oder jenes? Mir half heute tatsächlich eine E-Mail, um einem meiner liebsten Hobbys nachzugehen. Wie ist es mit dir? Was hilft dir? Eventuell dieser Blogbeitrag? Oder einige weitere sachliche Fakten?

Nun möchte ich nicht zu sehr von heilenden Kräften des Waldes beginnen. In einem kurzen Satz will ich aber trotzdem darauf hinweisen: Der Wald ist zwar nicht magisch oder so geistlich, wie manche Naturreligionen uns das weismachen wollen. Es gibt aber wissenschaftliche Studien,1 die stark die heilende Kraft des Waldes betonen. Nochmal: Es geht nicht so sehr um Magie. Es geht um saubere Luft, Abwesenheit von Stress und moderner Technik – und um die Begegnung mit dir selbst.

Im Wald kannst du deinen Gedanken freien Lauf lassen. Die Bäume interessieren sich nicht dafür, wie du aussiehst. Sie lachen nicht über deine Gedanken und antworten nicht auf unlösbare Konflikte. Die Bäume im Wald haben keine vorschnellen Lebenstipps für dich, wie manche selbsternannte Welterklärer sie formulieren.2 Instinktiv spürt man die Ruhe, Gelassenheit und Beständigkeit des Waldes. Der Kontostand und jede Form von Stress sind plötzlich uninteressant. Niemand erwartet etwas. Blaubeeren, Waldmeister und Bärlauch wachsen auch ohne menschliches Zutun. Einige Bäume haben zig Jahre auf dem Buckel, ohne ein einziges Mal gegossen worden zu sein. Im Wald sind wir Besucher ohne Aufgabe.

Ein ganz neuer Blick kann entstehen.

Mittlerweile ist es einige Jahr her. Da sagte mir ein Freund folgenden Satz:

Ist dir schon mal aufgefallen, wie viele Grüntöne die einzelnen Pflanzen im Frühling haben?

Dieser Satz veränderte alles. Früher sah ich braune Bäume und grüne Blätter. Heute hat sich eine ganz neue Form von Aufmerksamkeit ergeben. Jeder Baum erzählt eine bestimmte Geschichte. Jede Blume ist anders und einzigartig.

Es gibt unterschiedliche Formen von Aufmerksamkeit. Die eine ist die, die uns tagtäglich abverlangt wird. Wenn ich Auto fahre, muss ich aufmerksam sein. Wenn ich Mails schreibe oder eine Predigt vorbereite, muss ich aufmerksam sein. Sogar wenn ich Gespräche führe ist meine volle Aufmerksamkeit gefragt. Das ist normal. Das ist auch gut so. Diese Aufmerksamkeit kostet aber Kraft und Energie. Ich kann sie nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem ich eine Pause brauche.

Dann allerdings hilft mir eine andere Aufmerksamkeit. Achte mal drauf, eventuell kannst du damit etwas anfangen: Ich achte auf all das, was ich nicht beeinflussen kann – mich also auch keine Energie kostet:

  • Meine Atmung, beeinflusst von anstrengender Wanderung.
  • Mein Herzschlag, wenn ich eine Pause mache.
  • Gedanken in meinem Kopf.
  • Grüntöne zwischen den Blättern.
  • Die Rinde von verschiedenen Bäumen.
  • Ein Reh, welches hin und her hüpft.
  • Sonnenstrahlen, welche sich durch die Bäume kämpfen.
  • Vögel, die sich stundenlang miteinander unterhalten.
  • Kleine Insekten, die in einem eigenen Kosmos existieren.3
  • Tausende Unterschiede zwischen all den einzelnen Teilen der Schöpfung.
  • Wunderbare Menschen, mit denen ich (eventuell) unterwegs bin oder denen ich auf dem Weg begegne.

Die Natur beobachten zu können ist eine Gabe, die uns ein Stück weit verloren gegangen ist. Wir sind geprägt von wunderschönen, gefilterten Instagrambildern. Wir sind verwöhnt von idealen Momenten des Sonnenuntergangs in den Bergen. Leider haben wir dadurch ein kleines Stück den Blick für die Realität verloren. Diesen kannst du im Wald wiederfinden.

Der Blick in die Realität geht noch weiter.

Auch wenn ich noch ohne Ende schreiben könnte, mache ich nun Schluss. Eigentlich geht es mir heute gar nicht um mich – sondern um dich. Entdecke die Kraft des Waldes, beobachte die Natur. Ich bin überzeugt, dass du etwas finden wirst.

Ich bin auch überzeugt, dass du noch mehr entdecken kannst. Es geht nämlich noch weiter. Der Wald verweist auf den einen, aus dem der Wald entstanden ist. Oben habe ich gesagt, es geht nicht um Magie. Trotzdem steckt in jedem Teil der Schöpfung, in jeder Spinne und in jedem Ast ein winziges Stück des Schöpfers.

Das alles – und noch viel mehr – wirst du aber erst begreifen und erkennen, wenn du den einen Schritt gehst. Runter vom Sofa – und ab in den Wald! Ich freue mich sehr über Kommentare mit deinen eigenen Erinnerungen und Erlebnissen…

Ab in den Wald - Pinterest

Weitere aktuelle Beiträge:


  1. Willst du mehr wissen, kannst du zum Beispiel mit den Studien von Clemens Arvay beginnen…
  2. Leider erlebe ich immer wieder, wie Christen mit einem geistlichen Horizont von wenigen Zentimetern anderen etwas vom Leben erzählen wollen. Leute, so funktioniert das Ganze nicht! Vieles braucht Zeit – und Gott ist definitiv ein Gott der Zeit!
  3. Ist dir mal aufgefallen, dass die Wirklichkeit für einen Mistkäfer ganz anders aussieht, als die Wirklichkeit eines Menschen? Für den Mistkäfer ist sein Leben aber absolute Wahrheit, er kann sich nichts besseres oder schöneres vorstellen. Denk mal drüber nach, ich weiß, gehobene Philosophie, aber sehr ertragreich…

Ein Kommentar

  1. Dagmar Dobner
    1. April 2019
    Antworten

    Danke mein lieber Simon! Du schreibst mir aus der Seele Hier noch ein Buchtipp: „Shinrin Yoku – Heilsames Waldbaden“ von Yoshifumi Miyazaki. Wunderbares Buch und einfach unglaublich wie unser Schöpfer alles passend gemacht hat!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert