Drei Gedanken für den Jahresrückblick

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Wie macht man einen persönlichen Jahresrückblick? Vor einigen Tagen habe ich schon geschrieben, wie ich mit drei Worten zum Jahreswechsel in das neue Jahr starte. Weitere Planungen mache ich nicht “zwischen den Jahren”, weil das bei mir persönlich einfach nur im Stress ausarten würde. Meine Planung ist auch etwas umfassender, als dass man sie an einem Nachmittag erledigen könnte.

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Jahr für Jahr sind es die gleichen Schritte, die an verschiedenen Stellen stattfinden. Heute will ich sehen, dass ich die Schritte zeitnah hier erkläre. Eventuell hilft das dem ein oder anderen. Nach einem Jahr gibt es dann eine große Zusammenstellung der gesamten Planung. Ein langes Projekt, mal sehen, wie weit wir kommen…

Heute also einige Gedanken zum Rückblick für das vergangene Jahr. Es sind Schritte, die ich alljährlich Anfang Januar durchgehe. Nächste Woche Montag liest du hier dann etwas über den Ausblick in das Folgejahr. Beides, Rückblick und Ausblick gehe ich normalerweise an einem Stück durch. Aufgrund der Fülle von Informationen teile ich es hier aber auf zwei Beiträge auf.

1. Gefühlte Wahrnehmung

Fangen wir an mit dem Jahresrückblick. Ich blicke ins vergangene Jahr. Zuerst aber nicht mit einem Kalender in der Hand. Auch nicht mit Notizen oder anderen Aufzeichnungen. Es geht nur um Gefühl, Emotion und Wahrnehmung. Diese ist sicher getrübt und psychisch beeinflusst. Sie soll am Ende aber auch nicht als absolute Wahrheit über etwas stehen, sie soll mir selbst helfen. Es geht um mein Leben, um meinen Dienst – und um meine Gefühlswelt. Wenn ich es irgendwann schaffe, mit einem Jahr überaus zufrieden zu sein, wäre das paradiesisch.1

Meine gefühlte Wahrnehmung dreht sich um meine drei Worte aus dem vergangenen Jahr, um große und kleine Dinge, um Lebensveränderungen und überaus negative Erfahrungen. All das schreibe ich auf.

Die Grundfrage lautet:

Was ist mir aus dem vergangenen Jahr im Kopf geblieben?

Diese Frage kann man nun innerhalb von 30 Sekunden beantworten – muss man aber nicht. An dieser Stelle nehme ich mir mindestens eine Stunde Zeit. Über jeden einzelnen Monat denke ich nach. Manche großen Highlights kommen erst nach etwas Nachdenken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass negative Erlebnisse zum Jahresende anderes stark überlagern können.

Wenn man beispielsweise eine freche und unanständige Reaktion auf eine Predigt mit Herzblut bekommt, nur weil man nie alle Zielgruppen eines Gottesdienstes gleichermaßen bedienen kann, bleibt das im Kopf.

In der gefühlten Wahrnehmung ist auch Platz, gerade Platz, für alle negativen Erinnerungen. Sie sind meist viel stärker, als die positiven, müssen daher professionell betrachtet werden. Wenn man dies nicht tut, werden sie zu unerkannten Antrieben, das muss nicht sein.

Am Ende steht ein gefühltes Fazit:

  • Was glaube ich, wie mein Jahr gewesen sein könnte?
  • Wie habe ich in meinem ersten Eindruck meine drei Ziele erreicht?
  • Was hat mich tief verletzt?
  • Was war ein absolutes Highlight?2

Wichtig am Ende ist und bleibt, im Jahresrückblick mit dieser Gefühlswahrnehmung nicht stehen zu bleiben. Die Schritte eins und zwei gehören untrennbar zusammen. Sie müssen am gleichen Tag, am besten in einem Rutsch abgearbeitet werden. Meist mache ich das gesamte Paket Rückblick-Ausblick an einem einzigen Tag, das dauert etwa vier Stunden…

2. Kalenderwahrnehmung

Als zweiter Schritt folgt die Kalenderwahrnehmung. Nun wird es sachlich. Also zu 98% sachlich. Monat für Monat gehe ich durch meinen Kalender. Ich notiere mir kleine und große Veranstaltungen (außer denjenigen, die sehr regelmäßig stattfinden.) Ich notiere mir Schicksalsschläge und lebensverändernde Momente. Auch Fotos spielen eine große Rolle. Über Google-Photos kann ich mir alle Erlebnisse visuell ansehen. Alles schreibe ich auf. Hier steht dann, was ich mit meinen Liebsten erlebt habe, welche großen Veranstaltungen ich besucht oder mitgestaltet habe. Hier notiere ich mir auch Feedback, das ich bekommen habe – sowas hebe ich mir eigentlich immer auf.

Natürlich gehe ich nicht jede einzelne Veranstaltung nochmal explizit durch. In der Regel reflektiere ich diese ja schon direkt nach deren Ende, so dass ich mir irgendwo schon ein Fazit gemerkt habe…

Leitfragen:

  • Welche Veranstaltungen haben diesen Monat stattgefunden?
  • Welches Hobby habe ich ausgelebt?
  • Welches Highlight war in diesem Monat?
  • Wann war ich überfordert? Wann hatte ich zu wenig Arbeit?3
  • Wie ging es mir gesundheitlich? Waren meine Kräfte in Balance?
  • Wie lief meine Beziehung zu Gott? Was hat mich weitergebracht? Was hinderte mich?

Natürlich stelle ich mir noch weitere Fragen. Ich notiere auch alles, was mir in den Kopf kommt. Monat für Monat, Woche für Woche. Alles wird aufgeschrieben.

Wenn dann alles notiert ist, das dauert in der Regel einen Moment, kommt Phase 2: Die Suche nach Mustern. Mit unterschiedlichen Farben markiere ich Gemeinsamkeiten. Konzerte zum Beispiel werden in einer Farbe unterstrichen, Großveranstaltungen in einer anderen. Private Highlights markiere ich anders, als berufliche Rückschläge.

3. Fazit & Lernfelder

Am Ende entsteht ein deutliches Bild. Erst die gefühlte Wahrnehmung, dann die Kalenderwahrnehmung. Negative Erlebnisse werden relativiert. Positive Erlebnisse werden hervorgehoben. Wahrnehmung wird durch Reflektion ersetzt. Das Bild am Ende ist also ein Bild, welches ein Stück weit losgelöst von meinem Empfinden ist. Es zeigt mir, was wirklich gut war, was absolut schlecht war und wo ich mir etwas notieren möchte.

Leitfragen:

  • Womit bin ich zufrieden / unzufrieden?
  • Was war in Übereinstimmung mit meinen langfristigen Zielen?4
  • Wo muss sich dringend etwas ändern? Was will ich so weiterverfolgen?
  • Was feiere ich?

Am Ende: Konkrete Lernfelder!

Aus all diesem Überlegen ergeben sich am Ende meines Jahresrückblicks konkrete Lernfelder. Auf einem weiteren Notizblatt notierte ich schon die ganze Zeit nebenher meine Gedanken. Am Ende ist es klar. Meist dreht sich alles um zwei, drei oder vier Bereiche meines Lebens. Das sind die Lernfelder, die für das kommende Jahr wichtig werden sollen.

Achtung! Hier notiere ich mir nur Lernfelder. Das sind keine Jahresziele. Das sind keine Schwerpunkte für das kommende Jahr. Lernfelder deuten auf Schwächen und Defizite hin. Manches werde ich in meinem ganzen Leben nicht in den Griff bekommen. Einiges kann ich an mir auch nicht verändern – hier kann ich nur überlegen, wie ich in Zukunft delegieren und abgeben kann.

Meine Lernfelder sollen nie zum Antrieb für das neue Jahr werden. Deswegen stehen meine Ziele und Wünsche auch vorher schon fest. Normalerweise ist das auch kein Problem. Wir sprechen ja nicht über irgendein Projekt. Wir sprechen über mein konkretes Leben. Das kenne ich auch, wenn ich meine Ziele festlege. Lernfelder, Ziele und Wünsche sind oft nah beisammen, aber nie deckungsgleich.

Mit all diesen Überlegungen in das neue Jahr.

All diese Gedanken fließen dann in die Planungen, den Ausblick für das kommende Jahr. Nach dem Jahresrückblick folgt direkt ein erster Ausblick. Der Kalender steht ja schon zu großen Teilen. Die meisten Veranstaltungen und Termine sind fest geplant. An mancher Stelle gibt es aber noch Spielräume, gerade in der Frage, wo ich meine Schwerpunkte im Kleinen setze – für mich persönlich und für meine berufliche Tätigkeit. Davon schreibe ich aber erst in der kommenden Woche….

Am Ende noch ein kurzes Schlusswort. Vielleicht wunderst du dich, dass ich kein einziges Buch zu Zeitmanagement oder so zitiere. Tatsächlich sind die Methoden, die ich die hier präsentiere, mein eigenes Ding. Sie sind über mehr als zehn Jahre gewachsen und passen zu mir. Manches ist sicher ähnlich, wie es manche Zeitmanagement-Gurus empfehlen. Trotzdem kommt es nicht aus irgendwelchen Büchern, sondern aus meinem ganz eigenen Nachdenken und Überlegen, aus dem Gespräch mit Kollegen oder dem, was ich bei anderen aus der Ferne beobachte. Somit bleibt das Ganze am Ende natürlich noch fragmentarisch und ausbaufähig. Ich würde mich sehr freuen, wenn du Anregungen und weitere Ideen hast. Lass mir gern einen Kommentar da…


  1. Wer es noch nicht weiß: Ich bin absoluter Perfektionist – aber leider nicht so gut, dass ich meine eigenen Ansprüche je zufriedenstellend ausfüllen könnte. Das ist nichts schlimmes, solange man bewusst damit umgeht…
  2. Mit einem Highlight zu enden ist letztlich ein Trick aus der positiven Psychologie, ich möchte für die kommenden Schritte ja noch ein wenig Motivation behalten… :)
  3. Kommt bei mir eigentlich nie vor…
  4. Dazu wirst du eines Tages auf diesem Blog noch weitere Gedanken finden, komm gerne wieder…

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