Artikel 13 – Warum die ganze Aufregung?

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Meine Newsfeeds sind derzeit voll mit einem einzigen Thema: Artikel 13. 100.000 Leute demonstrieren, eine der größten Onlinepetitionen ist am laufen. Die einen unterstellen der Geschichte eine großangelegte Verschwörungsaktion, die anderen begreifen die ganze Aufregung nicht.

Urheberrecht ist gut und wichtig!

Nun, ich möchte an dieser Stelle keine juristische oder politische Abhandlung schreiben. Das können andere weitaus besser. Einige Gedanken sind mir aber durchaus wichtig.

Zuerst einmal musst du für dich selbst überlegen, welche Perspektive du hast. Bist du Urheberin oder Consumerin? Das macht am Ende einen großen Unterschied.

Ich selbst bin beides, zu großen Teilen aber eben auch Urheber. Ich mache Fotos, hin und wieder sogar gar net so schlechte, ich schreibe Texte und drehe manchmal sogar einen Film. Das ist alles Hobby und macht unendlich Spaß. Es ist aber auch Arbeit, wirklich intensive Arbeit. Um einen Blogbeitrag wie diesen online zu stellen, braucht es viel Fachwissen und Sachverstand in ganz unterschiedlichen Bereichen.

Mal ganz ehrlich: Da habe ich keinen Bock drauf, dass mir Irgendwer etwas klaut. Meine Inhalte gehören mir. Vieles darf gerne verwendet werden, dann möchte ich aber gefragt sein. Für einige Verwendungen würde ich wahrscheinlich auch Cash sehen wollen – gerade dann, wenn jemand mit meinem geistigen Eigentum Geld verdient und sich die Taschen voll macht.

Manche Unart gehört abgeschafft!

Der Grundansatz von Artikel 13, geistiges Eigentum zu schützen, ist also nicht verkehrt. Viele gesetzliche Regelungen bestehen übrigens auch schon lange. Es geht ja abseits von mir noch sehr viel weiter. Manche Autoren arbeiten Jahre über Jahre an ihren Werken. Es wäre abscheulich, von ihnen zu verlangen, diese als Allgemeingut zur Verfügung zu stellen. Von irgendwas muss jeder Mensch leben.

Teilweise empfinde ich es schon als Unart, wie schnell geistiges Eigentum ungefragt geteilt wird. Im vergangenen Jahr habe ich oft erlebt, wie Inhalte von mir plötzlich im Netz auftauchten. Teilweise nicht mal mit Namensnennung, oft ungefragt, manchmal sogar in einer Art und Weise, die mich in ein unschönes Licht rückte.

Hier bin ich ganz bei denjenigen, die etwas ändern wollen. Meiner Meinung nach sollte man aber Kraft und Ressourcen in Bildung und Aufklärung stecken und nicht in einen blödsinnigen EU-Entwurf.

Neuländer sind die falschen Entscheider!

Früher hing in der Firma, in der ich gearbeitet habe, ein Spruch an der Wand. Ich weiß, er ist derbe, deswegen zensiere ich ihn ein wenig:

“Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fre…. halten.”

Theoretisch könnte man nun übrigens schon diskutieren, ob dieses Zitat einem Urheber gehört und damit ab einer gewissen Leserzahl unter den Artikel 13 fiele. Merkst du die Verrücktheit der Geschichte?

Hier diskutieren Menschen über eine Technik, die für sie erklärtermaßen Neuland ist. Ohne Witz, ich habe mir einige Reden angesehen. Welche Vorstellung manche Politiker von YouTube oder Facebook haben, ist erschreckend.

Natürlich ist mir vollkommen bewusst, dass man sich nicht überall auskennen kann. Ich selbst habe ja auch kaum Ahnung von Europapolitik.

Aber: Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, einen Entwurf für so weitreichende Dinge zu verabschieden, der sachlich und technisch absoluter Blödsinn ist.

Also ihr Lieben: Wenn Internet für euch Neuland ist, dann suchtet doch erstmal bitte ein wenig das, was die jungen Leute, eure zukünftigen Wähler, beschäftigt – und trefft dann erst Entscheidungen…

Umsetzung miserabel!

Der Punkt, an dem Artikel 13 an seine Grenzen stößt, ist der Punkt, der nicht formuliert ist.

Deswegen ist mir dieser Artikel heute auch wichtig, an dieser Stelle kenne ich mich nämlich wirklich aus:

Man kann viele Forderungen und Gesetze erlassen. Man kann sich unendlich interessante Gedanken machen und viele Wünsche äußern. Am Ende sollte man aber realistisch bleiben und begreifen was wirklich möglich ist.

Uploadfilter? Ernsthaft?

Der Streit, die Angst, der Gegenwind entzündet sich am Begriff der Uploadfilter. Die allerdings sind überhaupt nichts neues. Bei YouTube gibt es sie schon seit einigen Jahren. Auch andere Soziale Netzwerke verwenden sie.

Nun müssten sie aber auf ein neues Level gebracht werden, um den Formulierungen aus Artikel 13 gerecht zu werden. Es geht um absolute Haftbarkeit und damit vollständige Kontrolle. Da wird eine Grenze beschrieben, die utopisch ist!

Mir geht es hier nicht um zu enge Filter oder eine Art von Zensur. Mir geht es um etwas ganz anderes. Am besten denkst du selbst die Frage mal weiter: Welche Unternehmen gäbe es denn auf der Welt, die auf einen hinreichend großen Datenbestand zugreifen könnten um einen solchen Filter zu betreiben? Realistisch gibt es aktuell einen großen Konzern mit diesem Potential. Möglich wäre noch der rasante Aufstieg von zwei oder drei anderen Unternehmen, das war es dann aber auch.

Wie auch immer würde dann sämtlicher Internetverkehr von einigen wenigen großen Servern verarbeitet werden. Hat sich mal jemand überlegt, was das für Konsequenzen sind? Gibt es einen Plan, das Ganze DSGVO – kompatibel gestalten zu können?

Geht es hier dann wirklich nur noch um Urheberrecht und Leistungsschutz – oder nicht vielmehr um massive Indexierung und den Versuch der Überwachung von etwas, was man letztendlich weder überwachen, noch kontrollieren kann? Mensch, Leute, lasst uns doch lieber mit den Menschen sprechen, als ihnen das Leben totzuregulieren…

Ich weiß, das sind nur meine two Cents aus dem Gehirn eines Pastors vom Dorf. Vielleicht helfen sie dir ein wenig zu verstehen. Eventuell siehst du etwas auch vollkommen anders? Dann lass mir gerne einen Kommentar da.

Dieser Beitrag wurde übrigens von mir persönlich und selbstständig erstellt, nicht von einem Bot. Ich handle aus freien Stücken, ohne äußeren Einfluss. Daher ist hier nicht mal Werbung zu finden…

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